28.11.2023
Die Schulraumplanung für die Primarschule, Kindergärten, Musikschule und Tagesstrukturen in Allschwil polarisiert vor dem Hintergrund der Frage: weiterhin drei oder besser künftig vier Schulstandorte? Der für das Geschäft zuständige Gemeinderat, Vizegemeindepräsident Franz Vogt, nimmt Stellung zu den vielen und komplexen Aufgabestellungen rund um das Thema und setzt den Grundsatzentscheid des Gemeinderats für weiterhin drei Schulstandorte in den Kontext der finanziellen Tragbarkeit.
Herr Vogt, der Gemeinderat hat sich im Sommer in einem Grundsatzentscheid für die Beibehaltung von drei Primarschulstandorten und damit verbunden den Ausbau des Schulhauses Neuallschwil ausgesprochen. Was sind die Gründe?
Franz Vogt: Die Entscheidung basierte auf einer sorgfältigen Evaluierung verschiedener Optionen, bei der alle relevanten Behördenmitglieder eingebunden waren. Die 3er-Lösung ermöglicht durch Sanierung und Ausbau eine (kosten-)effiziente Nutzung der bestehenden Standorte und ist finanziell umsetzbar. Zudem ist der Zielerreichungsgrad der pädagogischen Kriterien zugunsten der Schulkinder der Primarstufe, der Kindergärten, der Musikschule und der Tagesstrukturen gemäss Evaluierung bei der 3er-Lösung vergleichbar mit der 4er-Lösung – nur die 3er-Lösung ist aber auch langfristig tragbar.
Einige Mitglieder des Schulrats und die Schulleitung befürworten aber eine 4er-Lösung. Wie gehen Sie mit dieser Ausgangslage um?
Der Gemeinderat respektiert alle Meinungen und bezieht diese selbstverständlich in seine Entscheidungsfindung ein. Die 3er-Lösung haben wir gewählt, weil sie die bestmögliche Balance zwischen den Bedürfnissen der Schulen, finanziellen Aspekten und der effizienten Nutzung der bestehenden Standorte darstellt. Wie bereits erwähnt, geschieht dies durch Sanierung und Erweiterung. Durch den Verzicht auf die Überbauung eines brachliegenden Areals schonen wir einerseits wichtige Landreserven der Gemeinde. Gleichzeitig wird der Raumbedarf durch die Optimierung der bestehenden Infrastruktur und durch gezielte Ausbauten gedeckt. Von den Vorteilen dieser Lösung ist übrigens auch der Musikschulrat überzeugt und unterstützt deshalb die Pläne des Gemeinderats.
Die Kritiker der 3er-Lösung befürchten, dass grössere Schulhäuser zu Anonymität und aufgrund der verdichteten Platzverhältnisse zu mehr Konflikten führen könnten. Wie reagieren Sie auf diese Sichtweise?
Wir sind überzeugt, dass mit geeigneten baulichen Massnahmen und einer sorgfältigen Planung die 3er-Lösung eine ebenso persönliche und förderliche Lernumgebung schaffen kann – wir werden also so planen, dass eine zu grosse und unpersönliche Schule vermieden wird. Es geht darum, die vorhandenen Räumlichkeiten effizient zu nutzen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler im Blick zu behalten. Auch die 3er-Lösung kann und muss durch eine geschickte Nutzung der Räumlichkeiten ein angenehmes Umfeld und einen Pausenplatz mit ausreichend Platz bieten.
Ein zusätzlicher Standort auf dem Bettenacker-Areal wurde aufgrund hoher Kosten verworfen. Können Sie als für das Ressort Finanzen verantwortlicher Gemeinderat die finanziellen Überlegungen hinter dieser Entscheidung des Gesamtgemeinderats erläutern?
Die Kosten für einen vierten Standort auf dem Bettenacker-Areal wurden auf 107 Millionen Franken geschätzt, das sind rund 20 Millionen Franken mehr, als bei einer 3er-Lösung anfielen. 20 Millionen sind für eine Gemeinde wie unsere viel Geld. Dazu käme noch der Bodenwert des Bettenacker-Areals, der auf 20 Millionen Franken geschätzt wird. Dies hätte die finanziellen Ressourcen der Gemeinde überstiegen und wir müssen mit Steuererhöhungen rechnen sowie andere Massnahmen ergreifen – beides wollen wir vermeiden. Die 3er-Lösung mit der Erweiterung im Schulhaus Neuallschwil wird auf 85 Millionen Franken geschätzt. Sämtliche Kostenschätzungen haben eine Genauigkeit von plus minus 25 Prozent, wobei zu beachten ist, dass entweder plus oder minus beim Vergleich zu verwenden ist. Die 3er-Lösung liegt im finanziellen Rahmen und ermöglicht es uns, die Landreserve auf dem Bettenacker-Areal im Sinne einer nachhaltigen Nutzung der verbleibenden freien Flächen zu erhalten, um möglichen zukünftigen Bedarf abzudecken. Uns war es wichtig, eine Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Schulen gerecht wird als auch – dank Platz- und Budgeteffizienz – finanziell tragbar ist.
Ein weiterer Kritikpunkt der Befürworter eines vierten Standorts an der 3er-Lösung betrifft die Schulwegsicherheit. Wie schätzt der Gemeinderat dieses Thema ein?
Die Sicherheit der Schulwege ist natürlich ein zentrales Anliegen – ob mit drei oder vier Schulstandorten. Die Schulwege sind schon heute die selben und wurden bisher nie ernsthaft in Zweifel gezogen. Sie sind weit weg von einer kritischen Länge und befinden sich alle im ebenen Gelände. Zieht man einen Kreis von einem Kilometer um jedes Schulhaus, wird das gesamte Siedlungsgebiet der Gemeinde abgedeckt und es ergeben sich in der Mitte Allschwils grosse Überschneidungen. Der Standort Bettenacker, in der Expertenstudie «Bericht Eckhaus» als sogenanntes Wegzugsquartier identifiziert, benötigt deshalb keinerlei zusätzliche Abdeckung.
Wie möchten Sie die Skeptiker weiter vom Grundsatzentscheid des Gemeinderats überzeugen?
Indem wir stets betonen, dass die Entscheidung für die 3er-Lösung im Vorfeld sorgfältig abgewogen wurde – alle relevanten Anspruchsgruppen konnten mitreden und sich einbringen, ihre Inputs flossen in die Bewertung ein. Aus unserer Sicht bietet die beschlossene Lösung im Rahmen der Schulraumplanung die beste Balance bei der Erfüllung der pädagogischen, raumplanerischen und finanziellen Kriterien. Dabei ist es uns wichtig zu unterstreichen, dass alle evaluierten Alternativen einen vergleichbaren Zielerreichungsgrad bei den pädagogischen Kriterien aufwiesen. Letztendlich gaben finanzielle und raumplanerische Aspekte den Ausschlag für die notwendige Entscheidung. Wir schätzen das Engagement und die Meinungen aus Politik und Bevölkerung und sind auf Basis des getroffenen Grundsatzentscheids offen für einen konstruktiven Dialog über die konkrete Ausgestaltung des Aus- und Umbaus des Standorts Neuallschwil.
In der nächsten Einwohnerratssitzung Anfang Dezember steht die Budgetdebatte zum Budget 2024 an. Wie tangiert dies die Schulraumplanung?
Aus Gründen der näher rückenden Platznot gibt es neben der langfristigen auch eine kurzfristige Schulraumstrategie. Sollten bei der Budgetdebatte gewisse Budgetpostulate durchkommen, stünde die Schule bereits im Sommer vor grossen Herausforderungen, da sie zu wenig Räume haben wird. Diese Verantwortung kann der Gemeinderat nicht übernehmen.
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