03.02.2023
Eine umfangreiche Auswertung der Analyseergebnisse von gemachten Proben bei der Chemiemülldeponie Roemisloch bringt es an den Tag: Noch nie hat die Gemeinde Allschwil an dieser Stelle so viele verschiedene Schadstoffe in einer derart hohen Gesamtkonzentration gemessen. An einer Sitzung Mitte Januar informierte die Gemeinde das Amt für Umweltschutz und Energie Basel-Landschaft (AUE BL) über die neuen Befunde und besprach Möglichkeiten der Koordination und Intensivierung der Beprobung im Mülibach.
Bei einer Messung im Mai 2022 hat die Gemeinde Allschwil im Roemislochbach unterhalb der Chemiemülldeponie erstmals über 100 Nanogramm des krebserregenden Schadstoffs Benzidin vorgefunden. Anlass genug, um eine systematische Auswertung der umfangreichen Analyseergebnisse durchführen zu lassen, welche eine Rekordbelastung an den Tag brachte: Insgesamt fand das beauftragte Labor in der Wasserprobe 157 meist hochgiftige Substanzen in einer Gesamtkonzentration von einem Milligramm pro Liter! Noch nie in all den zurückliegenden Jahren hat die Gemeinde eine höhere Schadstoffbelastung nachgewiesen. Die Behauptung der Chemiekonzerne Novartis, BASF und Syngenta, die Schadstoffausträge aus der Chemiemülldeponie würden abnehmen, sind offensichtlich falsch.
Roemisloch nach wie vor Sanierungsfall
Diese enorm hohe Schadstoffkonzentration zeigt: Die Chemiemülldeponie Roemisloch ist auch 11 Jahre
nach Abschluss der Sanierungsarbeiten noch immer ein Sanierungsfall. Die jetzt gefundene Menge ist gleich
hoch wie die Schadstoffkonzentration, welche die Industrie im Jahr 2001 (10 Jahre vor der Sanierung) gefunden hatte. Damals räumten Ciba SC (heute BASF), Novartis und Syngenta erstmals ein, dass der Roemislochbach mit einem tausendstel Gramm Chemikalien (1 mg/l; 1'000 Mikrogramm pro Liter [µg/l]) belastet ist.
Hoher Belastungswert keine Lappalie
Der hohe Belastungswert ist keine Lappalie. «Wenn ein Milligramm pro Liter dieser Chemikalien in einen Bach gelangen, dann ist das eine sehr hohe Konzentration», kommentierte damals ein Forscher der Wasserforschungsanstalt EAWAG des Bundes. Das Bundesamt für Umwelt bestätigte dies und warnte, dass dies ein Wert sei, der ernstgenommen werden müsse. Die französische Umweltbehörde DREAL forderte damals die Bevölkerung gar auf, im Roemislochbach nicht zu baden, das Wasser nicht zu trinken und es auch nicht zur Bewässerung zu nutzen (die Basler Zeitung berichtete am 28.6.2001 darüber). Noch im Juli 2001 liess die Gemeinde Neuwiller deshalb Warnschilder aufstellen.
Was wurde 2011 denn saniert?
Heute nun muss die Gemeinde Allschwil abermals eine solch extrem hohe Schadstoffkonzentration feststellen. Der Allschwiler Gemeinderat fragt sich deshalb besorgt, wie und was die Chemie- und Pharmafirmen beim Roemisloch im Jahr 2011 denn überhaupt saniert haben? Von einer fachgerechten Sanierung der Chemiemülldeponie kann jedenfalls keine Rede sein, tritt doch 11 Jahre nach der Sanierung noch immer ein toxischer Mix teils hochgiftiger Substanzen in sehr hohen Konzentrationen aus. Neben dem wiederholten Nachweis des blasenkrebsauslösenden Benzidin (die Gemeinde berichtete) wurde nun auch die Substanz 4-Aminobyphenyl nachgewiesen, nach der die Gemeinde im Mai 2022 erstmals suchen liess. Ein französischer Grenzwert existiert nicht. Die vom Labor gemessene Konzentration dieses krebserregenden Stoffes lag aber deutlich über dem Schweizer Grenzwert. Weiter wies die Gemeinde Chlorbenzole in hoher Konzentration nach. Während der Sanierung 2011 hatte die französische Préfecture die Menge dieser Substanzen, die in den Roemislochbach gelangen durften, auf 200 Mikrogramm pro Liter (µg/l) begrenzt. Im Mai 2022 aber hat die Gemeinde 339,48 µg/l Chlorbenzole gemessen. Das ist 1.7-mal
über dem von der Préfecture während der Sanierung angeordneten Grenzwert. Von einer Abnahme der Schadstoffkonzentrationen kann also keine Rede sein. Deshalb bleibt die Forderung der Gemeinde Allschwil
an die Adresse insbesondere des Pharmakonzerns Novartis bestehen: die Gefahr für Mensch und Umwelt
ist zu beseitigen und als Sofortmassnahme ist das stark kontaminierte Wasser unterhalb der Deponie aufzufangen und zu reinigen.
Koordination und Intensivierung der Beprobung
An einer Sitzung mit dem Amt für Umweltschutz und Energie Basel-Landschaft (AUE BL) hat die Gemeinde Allschwil ihre Resultate Mitte Januar präsentiert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Aussagekraft der jährlichen Wasseranalyse im Mülibach durch das AUE BL erörtert sowie über die Möglichkeiten diskutiert, wie die Probenahmen zwischen Gemeinde und AUE BL besser koordiniert und in welcher Form die Wasseranalysen im Mülibach auf Niederschlagsphasen ausgerichtet und intensiviert werden können.
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